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  • MORE THAN STRIPES

Ralf Leidinger

Interview bei "Artist Closeup Magazin" (Februar 2024)


Was ist Ihr Hintergrund und wie haben Sie Ihre Reise in die Kunstwelt begonnen?    

„Schon als Kind habe ich gemalt. Als ich im Alter von 20 Jahren nach Berlin zog, entdeckte ich das Airbrushen als zusätzliche Bereicherung für mich. In den 10 Jahren, die ich in Berlin lebte, lernte ich viele Künstler kennen und beschloss als kleine Rebellin für mich, dass ich Autodidaktin bleiben wollte. Nachdem ich in Rheinland-Pfalz Fuß gefasst hatte, machte ich mir in meinem Umfeld einen Namen als Airbrush-Künstler und Wandgestalter. Nach und nach kamen Bodypainting und das Bemalen von Häusern und Wänden hinzu. Im Jahr 2015 habe ich mich ganz der Malerei auf Leinwand gewidmet und nachdem eine Kuratorin bei meiner ersten Ausstellung festgestellt hat, dass ich zwar schön malen kann, aber eigentlich keinen eigenen Stil habe. Es entstand mein Stil „Body Lines“, den ich nun in meinem eigenen Atelier in Pirmasens mit Mischtechnik auf Leinwand in Handarbeit herstelle. Ich möchte beweisen, dass es möglich ist, mit nur zwei Farben Emotionen und ein Gefühl für den Raum in ein Bild zu bringen. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Yin und Yang, bedeuten für mich immer, die Balance im Bild zu halten. Als Rebell gebe ich offen zu, eine gefällige Kunst zu machen, für mich ist es kein Schimpfwort, sondern eine Aufgabe, es ist mir wichtig, Menschen mit meiner Kunst glücklich zu machen, ohne einen philosophischen Hintergrund.“


Was wollen Sie mit Ihrer Arbeit aussagen? Nimmt sie Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Themen?    

„Die Grundbotschaft meiner Arbeit ist, im Gleichgewicht zu bleiben, wenn man in sich selbst ausgeglichen ist, dann kann auch die Welt irgendwann wieder im Gleichgewicht sein. Ich verstecke oft Botschaften in meinen Bildern und greife aktuelle Themen in meinen Bildern auf, was man sehr gut in der Arbeit JUSTITIA sehen kann.“


Planen Sie Ihre Arbeiten im Voraus, oder ist es Improvisation?    

„Alle meine Bilder sind komplett geplant, ich achte immer auf die Anatomie, die Anzahl der weißen und schwarzen Streifen. Wenn das alles stimmt, dann zeichne ich die Linien meiner Skizze mit dem Pinsel nach, später ist es wichtig, die Schattierungen sehr präzise mit der Airbrush-Pistole zu gestalten, diese Arbeit erlaubt keine Fehler.“


Gibt es irgendwelche Trends in der Kunstwelt, denen Sie folgen?    

„Ich arbeite fast jeden Tag in meinem kleinen Atelier, daher habe ich kaum Zeit, um Trends zu folgen, mein Ziel ist es, selbst einen Trend zu setzen.“


Welches Verfahren, welche Materialien und Techniken verwenden Sie, um Ihre Kunstwerke zu schaffen?    

„Ich verwende eine Mischtechnik auf einer sehr feinen Leinwand. Das Grundbild wird mit verschiedenen Pinseln und Acrylfarbe auf die Leinwand aufgetragen, genau nach der Skizze. Nach einer gründlichen Kontrolle werden die Formen und Schattierungen mit der Airbrush-Pistole Schicht für Schicht sehr dünn aufgesprüht.“


Was bedeutet Ihre Kunst für Sie?    

„Kunst bedeutet für mich, etwas an meine Mitmenschen weiterzugeben, von ihnen ein Feedback zu erhalten, zu sehen, wie sie ihr Zuhause mit meinen Inspirationen verschönern und viele Jahre lang Freude daran haben.“


Welches ist Ihr Lieblingskunstwerk und warum?    

„Da gibt es zu viele, die wichtigere Frage ist, welches Bild den Lesern am besten gefällt, das ist mir wichtiger, mit welchem Motiv kann ich die Menschen zum Lächeln oder zum Nachdenken bringen.“


Hatten Sie bemerkenswerte Ausstellungen, von denen Sie erzählen möchten?    

„Ich werde mich immer daran erinnern, wie ich bei einer Gruppenausstellung auf Helgoland den Museumsdirektor Jörg Andres getroffen habe und er von meiner Nonne mit der Afri-Cola-Flasche so beeindruckt war. Ich fragte ihn, wie man es schafft, in einem Museum auszustellen, und er sagte mir, der beste Weg ist, den Museumsdirektor zu kennen, ich legte meinen Arm über seine Schulter und sagte, ein Anfang ist gemacht. Ein Jahr später bekam ich eine Einzelausstellung für sechs Monate im Museum auf Helgoland und zu allem Überfluss kaufte das Museum auch noch ein Gemälde von mir.“

https://www.artistcloseup.com/blog/interview-ralf-leidinger